Liebstöckel – seit Hunderten von Jahren ein geschätztes Gewürz

Während unsere Grossmütter Liebstöckel noch häufig in der Küche verwendeten, wurde das Küchenkraut in den letzten Jahrzehnten ein wenig vernachlässigt. Durch die Wiederentdeckung alter Rezepte und die wohltuende Wirkung von Kräutern greifen wir nun wieder öfter zum Maggikraut, wie der Liebstöckel auch genannt wird.

Der Liebstöckel im Mittelalter

Die Heimat des Liebstöckels ist wahrscheinlich Persien. Aus dem Mittleren Osten gelangte er in den Mittelmeerraum und von dort etwa im 8. Jahrhundert nach Mitteleuropa. Wild wachsend ist er nur in warmen Regionen anzutreffen und kann deshalb bei uns kaum gesammelt werden. Nur sehr selten entdeckt man ihn verwildert. Im Mittelalter gehörte der Liebstöckel in jeden Klostergarten. Aber auch kräuterkundige Frauen nutzten seine Heilkraft und jene Kräfte, die ihm sonst noch nachgesagt wurden. Sie haben das Kraut zum Beispiel für allerlei Liebeszauber verwendet: Jungfrauen bereiteten sie ein Bad aus einem Sud des Krautes, weil es hiess, dass diese dann schon bald einen Mann finden werden. Wirksamer war ein solches Bad wahrscheinlich, wenn es darum ging, rheumatische Beschwerden zu lindern. Aufgrund ihrer Schärfe wurden zerriebene Liebstöckelsamen im Mittelalter anstelle von Pfeffer als Würze genutzt. Das Maggikraut findet sich auch in den Aufzeichnungen des englischen Heilkräuterkundigen Nicholas Culpeper. Er beschrieb im 17. Jahrhundert seine wohltuende Wirkung vor allem in Bezug auf die verschiedensten Verdauungsprobleme.

Woher das Maggikraut seinen Namen hat

Fälschlicherweise wird oft angenommen, dass die flüssige Maggiwürze aus Bestandteilen des Liebstöckels gewonnen wird. Jedoch haben beide überhaupt nichts miteinander zu tun. Was sie verbindet, ist lediglich der Geruch: Werden die Blätter des Liebstöckels zerrieben, riecht die Pflanze wie Maggiwürze, was ihr den „Spitznamen“ Maggikraut verlieh.

Liebstöckel für Ihr Kräuterbeet

Die winterharte Staude gehört in jeden Kräutergarten. Sie ist relativ anspruchslos und braucht nur wenig Pflege. Es ist jedoch zu beachten, dass das Maggikraut jedes Jahr einen neuen Standort benötigt und nicht im selben Beet wie im Vorjahr gepflanzt werden darf. Es verbraucht überdurchschnittlich viele Nährstoffe, weshalb der Boden vor dem Bepflanzen mit Humus aufbereitet werden muss. Weniger erfahrene Hobbygärtner setzen es in einen grossen Blumentopf und mit diesem ins Freilandbeet.
Ein Tipp: Da Liebstöckel eine Höhe von zwei bis drei Metern erreichen kann, eignet er sich gut als Sichtschutz im Garten.

Die Wirkung und Anwendung des Heilkrautes

Die Heilpflanze ist reich an Kalzium und Kalium und enthält Vitamin C, Magnesium und Phosphor sowie einige andere in geringer Menge. Fast alle Erkenntnisse der mittelalterlichen Heiler sind auch heute noch aktuell. Ein Tee aus den Blättern des Maggikrautes gebrüht, stärkt bei nervöser Erschöpfung, unterstützt die Verdauung und soll rheumatische Beschwerden lindern. Der Sud von abgekochten Wurzeln des Liebstöckels mildert Blähungen und Koliken und kann eine wirksame Hilfe bei leichten Blasenentzündungen sein. Auch heute noch sind Bäder mit einem starken Aufguss der Liebstöckelblätter zu empfehlen. Allerdings nicht wegen eines Liebeszaubers, sondern um die Haut zu reinigen und das Entschlacken zu unterstützen.

Die Verwendung von Liebstöckel in der Küche

Die Samen der Pflanze wurden schon vor Hunderten von Jahren als Gewürz in Brotteig gemischt und mitgebacken. Maggikraut ist eine beliebte Zutat in selbst gemachter Bouillon und Suppenwürze. Die frischen, jungen Blätter passen gut in gemischte Salate sowie in Suppen. Besonders würzig ist folgende Kartoffelsuppe:

Kartoffelsuppe mit Liebstöckel

Zutaten: als Vorsuppe für 6, als Hauptmahlzeit mit frischem Brot serviert, für 4 Personen.

  • 750 g mehlig kochende Kartoffeln schälen, abbrausen und in Würfel schneiden.
  • 3 Zweige Liebstöckel abbrausen, trocken schütteln oder mit Küchenpapier trocken tupfen.
  • Die Blättli abzupfen, grob hacken und die Hälfte zur Seite stellen.
  • Eine Hälfte des Krautes zusammen mit den Kartoffelwürfeln und 1 Liter Gemüsebrühe in einen Topf geben.
  • Aufkochen und dann bei mittlerer Hitze etwa 20 Minuten köcheln lassen.
  • 2 EL Mandelblättchen in einer Pfanne ohne Fett goldbraun rösten, dabei ständig rühren, damit sie nicht anbrennen.
  • Die fertig gegarten Kartoffeln in der Brühe pürieren.
  • 150 g Sauerrahm oder Crème fraîche sowie das übrige Maggikraut darunter rühren.
  • Mit Salz und Pfeffer abschmecken.
  • In Suppenteller füllen, mit den Mandelblättchen bestreuen und mit einem kleinen Zweig Liebstöckel dekorieren.

Text: Sabine Itting