Die Brautentführung – ein aufregendes Spektakel

Die Brautentführung mitsamt Auslösung ist ein Klassiker und mehr als nur ein einfaches Hochzeitsspiel oder ein Streich. Brautentführungen sind in weiten Teilen der arabischen Welt spielerischer Zeremonie-Bestandteil vor oder nach der Eheschliessung. Auch in Österreich, in der Schweiz und im deutschen Bayern ist die Brautentführung ein beliebter Hochzeitsbrauch.

Historisch belegt ist der Raub der Sabinerinnen, bei dem gruppenweise Mädchen im heiratsfähigen Alter von einem extra für diesen Zweck inszenierten Fest geraubt wurden. Weil im damaligen Rom eklatanter Frauenmangel herrschte, sollten der Raub die jungen Frauen zur freiwilligen Heirat mit römischen Männern bewegen. Der Staatsstreich klappte und führte später zum Frieden zwischen den verfeindeten Volksgruppen, weil die Ehefrauen sich erfolgreich gegen einen Krieg stellten, um ihre Männer und Söhne auf der einen und ihre Väter und Brüder auf der anderen Seite zu schützen.

In Westeuropa soll der Brauch hingegen auf das mittelalterliche «Recht der ersten Nacht» zurückführen. Hierbei hatte der Lehnherr angeblich das Recht, vor der eigentlichen Eheschliessung mit der Braut zu schlafen. Zu diesem Zweck sollen reiche Adelige besonders hübsche Mädchen noch vor der Hochzeitsnacht entführt haben. Es existiert jedoch kein überlieferter Beweis, ob dieses Recht tastsächlich jemals eingefordert worden wäre. Wenn Sie für eine moderne Hochzeit eine Brautentführung planen, informieren Sie sich bitte vorab, ob die Brautleute und deren Familien diesen Brauch überhaupt kennen und befürworten.

Brautentführung durchaus zeitgemäss

Allerdings gibt es einige Punkte zu beachten, damit nicht der gesamte Ablaufplan der Hochzeitsfeier durcheinanderkommt. Eine Brautentführung als Hochzeitsspiel findet zu einem Zeitpunkt statt, an dem sich die unbeteiligten Hochzeitsgäste anderweitig beschäftigen können – zum Beispiel nach dem Anschneiden der Hochzeitstorte – und darf nicht länger als eine bis maximal anderthalb Stunden dauern. Die geplante Brautentführung sollte unbedingt mit der Braut vorher abgestimmt sein. Der Bräutigam hingegen darf nichts davon erfahren. Einfach erklärt stellt eine Brautentführung eine Schnitzeljagd für Erwachsene dar. Und so funktioniert der Brautraub:

Der Initiator, zumeist der Trauzeuge, trommelt einige eingeweihte Freunde des Brautpaares zusammen. Diese «entführen» die Braut unter grossem Getöse, wobei der Bräutigam von anderen Hochzeitsgästen am Eingreifen gehindert wird. Erst nachdem die Braut ausser Sichtweite und eine Weile verschwunden ist, erhält der Bräutigam Tipps und Hinweise, wo er seine Braut finden und wie er sie freikaufen kann. In kleineren Städten ziehen die Entführer mit der Braut von Kneipe zu Kneipe. In Ermangelung geeigneter Lokale kann auch eine einzige Gaststätte als Auslöseort erkoren werden. Dort warten die Entführer mit der Braut, bis der Bräutigam den Hinweisen folgt, die unterwegs verteilt wurden. Das kann zum Beispiel ein Strumpfband an einem Laternenpfahl sein. Die Wartezeit wird sich mit feucht-fröhlichen Trinkspielen vertrieben.

Der Bräutigam mitsamt Brautvater muss nun die Braut auslösen. Meist muss er die Zeche übernehmen und zusätzlich ein Lied singen oder irgend ein andere Aufgabe in der Öffentlichkeit absolvieren. Beliebt ist das erneute Werben um die Braut sowie überzeugend vorgetragene Versprechungen, im Haushalt zu helfen, was zu einiger Erheiterung führen kann. Im Anschluss begibt sich die Gruppe mitsamt dem glücklichen Brautpaar zurück zur wartenden Hochzeitsgesellschaft. Die spielerische Brautentführung kann ein sehr unterhaltsamer Hochzeitsbrauch sein, an den sich die Brautleute gern erinnern. Es existieren zahlreiche Hochzeitsspiele, die eine Hochzeitsfeier auflockern und die Gäste unterhalten.