UNESCO Welterbe Reichenau – die grösste Insel im Bodensee

Zwar gehört die Insel Reichenau zum deutschen Bundesland Baden-Württemberg, aber sie liegt nur einen Katzensprung, bzw. eine wunderschöne Schiffsreise, von der Schweiz entfernt. Es gibt auch einen Bahnhof, von dem aus ein Spazierweg über einen Damm mit herrlicher Pappelallee auf die Insel führt. Das badische Eiland kann mit allen Schweizer ÖV-Abos erreicht werden. Wer lieber mit dem Pkw anreist, gelangt ebenfalls über diesen Damm auf die Insel Reichenau.

Die Gemüseinsel verwöhnt Sie kulinarisch

Während die kleine Schwester der Insel, die Blumeninsel Mainau, durch Ihre Blütenpracht bekannt wurde, werden die Besucher auf Reichenau vor allem kulinarisch verwöhnt:

  • Die Gemüsebauern setzen auf natürliches Wachstum, so ist stets saisonales Gemüse im Angebot. 83 kleinere und mittlere Familienbetriebe bewirtschaften insgesamt 120 Hektare. Neben Kräutern, Gewächshausgurken, Tomaten und Blumenkohl fallen vor allem die vielen verschiedenen Peperoni Sorten auf. Pro Jahr werden 14’000 Tonnen frisches Gemüse aus grösstenteils integriertem und kontrolliertem Anbau geerntet. Wenn Sie Wert auf Qualität, Frische und Herkunft der Produkte legen, dann nehmen Sie für einen Besuch auf der Insel Reichenau eine Tasche mit: Sie finden hier überall kleine Selbstbedienungsstände, die neben der grossen Gemüsevielfalt auch mit von den Bäuerinnen hergestellte Tomatensossen und Marmeladen locken. Aufgrund seiner vorzüglichen Qualität bekam das Reichenauer Gemüse sogar eine eigene Webseite.
  • Natürlich wird auf einer Insel fangfrischer Fisch angeboten. Die etwa 20 Berufsfischer fangen im Untersee Hechte, Forellen, Felchen und Kretzer.
  • Auf der Insel Reichenau gedeihen vorzügliche Weine. Neben den Hauptrebsorten Blauer Spätburgunder und Müller-Thurgau gedeihen unter anderem Chardonnay, Muskateller und Grauburgunder. Reichenau ist das südlichste deutsche Weinbaugebiet. Die Weine können Sie direkt im Winzerkeller degustieren und kaufen.

Ein Spaziergang durch den «Gemüsegarten» des Bodensees

In wenigen Stunden können Sie die Insel Reichenau ganz gemütlich zu Fuss erkunden. Die Wanderwege sind gut ausgeschildert und führen über Pfade und ruhige Gemeindestrassen. Längere Abschnitte gehen direkt am Ufer entlang. Empfehlenswert ist die Rundwanderung von Mittelzell über Hochwacht nach Niederzell. Hochwacht, der Aussichtspunkt der Insel liegt auf 439 m, der Höhenunterschied beträgt gerade mal 44 m. Neben herrlichen Aussichten über den See, schweift das Auge immer wieder über Gemüse- und Salatbeete. Je nach Jahreszeit sind auch viele Blumen zu bewundern. Wenn Sie schwimmen möchten, haben Sie am Campingplatz Sandseele Gelegenheit dazu: Er verfügt über einen tollen Badeplatz. Ausserdem gibt es bei Mittelzell das Strandbad Reichenau. Die schönen, lauschigen Buchten, die unterwegs so verlockend wirken und Lust auf Schwimmen und Planschen machen, sind leider grösstenteils privat.

Klosterinsel Reichenau – ein UNESCO Welterbe

Der Wanderbischof Pirmin gründete im Jahre 724 mit 40 Mönchen auf der Bodenseeinsel Reichenau ein Benediktinerkloster. Zwischen dem 8. und 11. Jahrhundert gewann es als unmittelbares Reichskloster grosse Bedeutung und galt als ein geistiges Zentrum des Abendlandes. Einer glücklichen Fügung verdankte das Kloster, dass der berühmte Hermann der Lahme im 11. Jahrhundert bis zu seinem Tod 1054 hier als Mönch lebte. Der Mathematiker, Astronom, Geschichtsschreiber und Musiker verfasste auf Reichenau eine Weltchronik, die mit der Geburt Christi begann und mit seinem Tod endete. Ausserdem verdankt ihm die Kirche die heute noch gesungenen Wechselgesänge «Salve Regina» und «Alma redemtoris mater». Sein Ableben war für die Benediktiner-Abtei Reichenau gleichzeitig das Ende ihrer glanzvollsten Zeit. Das Kloster bestand bis zu seiner Auflösung 1757 als Priorat weiter. Die Münsterschatzkammer ist heute noch im Besitz von wertvollen Kunstwerken.

Eine Rundwanderung führt Sie zu den drei aus der glanzvollen Vergangenheit der Insel Reichenau erhalten gebliebenen romanischen Kirchen: Münster St. Maria und Markus, St. Peter und Paul, die ganzjährig von 9 bis 17 Uhr zugänglich sind sowie St. Georg, die momentan aus konservatorischen Gründen geschlossen ist und nur im Rahmen von Führungen besucht werden kann. Bitte beachten Sie, dass eine Besichtigung in allen drei Kirchen nur ausserhalb der Gottesdienste möglich ist.

Die Insel Reichenau ist heute als besonderes Zeugnis der kulturellen und religiösen Rolle eines grossen Benediktinerklosters in der Zeit des Mittelalters ein UNESCO Welterbe. Diese besondere Auszeichnung erhielt die Insel am 30.11.2000. Die klösterliche Zeit prägt das Bild der Insel, Ihrer Wirtschaftskultur und Landschaft noch immer nachhaltig.

Strabos Kräutergarten – nach historischem Muster aus dem 9. Jahrhundert

Möglicherweise war der «Hortulus», das Klostergärtchen, welches im 9. Jahrhundert durch den Abt Walahfrid Strabo angelegt wurde, der Grundstein für den Gartenbau Deutschlands. Der Abt hat in einem Lehrgedicht den Kräutergarten des Reichenauer Klosters anschaulich dargestellt. So konnte im Jahre 1991 nach dem mittelalterlichen Vorbild innerhalb der Klostermauern ein neuer Kräutergarten gestaltet werden. Dieser ist jederzeit frei zugänglich und bietet den Besuchern ausführliche Informationen. Gelegentlich finden auch Führungen statt, welche die Kräuter näher vorstellen und die Teilnehmer mit interessanten Geschichten überraschen.

Allgemeine Informationen

Wenn Sie nicht extra wegen des frischen Gemüses oder zum Schwimmen anreisen möchten, ist die Insel Reichenau als Ganzjahres-Ausflugsziel zu empfehlen. Sie ist, ausser an heissen Sommertagen, kaum überlaufen, teilweise sind sie ganz allein unterwegs und können die Stille und die Natur direkt am Bodensee geniessen. Die Insel ist sowohl für einen Tagesausflug, wie auch für einen längeren Aufenthalt empfehlenswert.

Über Übernachtungsmöglichkeiten, Veranstaltungen, Anreise und Freizeitgestaltung informiert Sie gerne das Tourismusbüro der Insel Reichenau.

Text: Sabine Itting