Das Pfahlbaumuseum Unteruhldingen entführt Sie in die Stein- und Bronzezeit

Nur eine kurze Anreise aus der Schweiz, aber eine lange Zeitreise zurück in die Stein- und Bronzezeit: Besuchen Sie das grösste archäologische Freilichtmuseum Süddeutschlands!

Das Pfahlbau Museum Unteruhldingen am Bodensee

Idyllisch am Nordufer des Bodensees gelegen, gegenüber der Blumeninsel Mainau, liegen die Pfahlbausiedlungen von Unteruhldingen. Die ersten Pfahlhäuser wurden vor 3000 bis 6000 Jahren errichtet. Heute lässt man in einem Freilichtmuseum die Vergangenheit wieder lebendig werden. Steinzeit- und Bronzezeitdörfer sind Nachbauten der damaligen Gebäude. Dabei wurde möglichst wenig dem Zufall oder der Fantasie überlassen. Wie die Archäologen Details über dieses so weit zurückliegende Leben herausfanden, das wird während eines Besuches leicht verständlich erklärt. Zum Beispiel können im „Haus der Fragen“ schriftliche und illustrierte Antworten auf die 50 häufigsten Besucherfragen gefunden werden. Ein neues Projekt richtet sich vor allem an Schulklassen und Gruppen: Unter dem Motto „Ein Tag leben in der Steinzeit“ werden spannende und altersgerechte Führungen angeboten.

Eine Zeitreise – wie lebten die Menschen in den Pfahlbausiedlungen?

Wie die Bewohner der Pfahlbausiedlungen unter den beschwerlichen Umständen den Alltag meisterten, wie sie lebten und sich ernährten – all das wird anschaulich und lebendig vermittelt. Schon vor vielen Tausend Jahren haben die Menschen beispielsweise Brot gebacken. Im Steinzeitdorf sind Lehmöfen und offene Feuerstellen zu sehen, die sowohl zum Kochen und Brot backen, wie auch zum Bronzeschmelzen oder dem Brennen von Keramik dienten. Die Öfen im Freilichtmuseum sind originalgetreue Nachbildungen.

Jung und Alt dürfen im Pfahlbaumuseum selber Hand anlegen. So haben Sie zum Beispiel die Gelegenheit, auf dem steinzeitlichen Mahlstein selbst Mehl zu mahlen, so, wie es unsere Vorfahren vor 5000 Jahren taten. In dieser Zeit lebte übrigens auch Ötzi, der Hirte, der in den Tiroler Alpen erfroren war und 1991 gefunden wurde. Die weltberühmte Gletscherleiche trug Waffen bei sich, die aus Feuerstein hergestellt waren. Im Freilichtmuseum Unteruhldingen wird gezeigt, wie diese damals zu messerscharfen Dolchen, Pfeilspitzen und Sensen verarbeitet wurden. Feuerstein wird auch als „Stahl der Steinzeit“ bezeichnet, was auf die Qualität der daraus hergestellten Waffen und Werkzeuge schliessen lässt. Zusammen mit Schwefelkies und Zunderschwamm diente er den Steinzeitmenschen aber auch, um Feuer zu entfachen. Während das Herstellen von Werkzeugen Männersache war, widmeten sich die Frauen verschiedenen Handarbeiten. Im Museum und während Führungen sehen Sie, wie gewebte Textilien entstanden oder wie mit Pfeil und Bogen, hergestellt aus Ebenholz, gejagt wurde.

Die ersten Pfahlbauer waren Viehzüchter und Bauern. Ihre Häuser standen nahe dem Seeufer in unbewaldeter Gegend. Knochenfunde gaben Auskunft darüber, dass die gehaltenen Nutztiere die gleichen waren, die auch heute noch den Ställen unserer Landwirte leben: Schweine, Rinder, Ziegen und Schafe. Bereits vor Tausenden von Jahren wurden die für den Bodensee typischen Felchen gefischt und auch Muscheln brachten Abwechslung auf die Teller der Steinzeitmenschen. Die Mahlzeiten wurden mit Wildpflanzen, Nüssen, Äpfeln und Beeren ergänzt. Es ist anzunehmen, dass die Bewohner der Pfahlbauten Handel auf beiden Seeufern betrieben. Um 850 v. Chr. gab es eine extreme Kältewelle, welche die Menschen von der feuchten Region am See vertrieb. Wohin es sie zog und warum sie nie zurückkehrten, konnten die Archäologen bis heute nicht klären.

Ferdinand Keller – ein Schweizer entdeckte die ersten Pfahlbauten

Pfahlbauten gab es im Alpenraum sehr viele. 1854 hatte der Zürichsee einen sehr niedrigen Wasserspiegel, weshalb es möglich war, dass der Schweizer Ferdinand Keller unweit von Zürich die ersten Pfahlbauten entdecken konnte. Wenige Jahre später wurden jene am Bodensee gefunden. Inzwischen weiss man, dass es am „Schwäbischen Meer“ mehr als 100 Pfahlbausiedlungen gegeben hatte. Von den meisten sind jedoch kaum noch Überreste vorhanden. Wie die Pfahlbauten untersucht werden, wird im Freilichtmuseum anschaulich gezeigt: In einem riesigen Wasserbassin ist ein computergesteuerter Taucher am Werk. Modernste Geräte dienen den Tauchern bei der Erforschung der im Wasser versunkenen Überreste der Siedlungen. Sie bringen interessante Ergebnisse. So weiss man, dass ein Haus der Pfahlbaudörfer nur maximal 15 Jahre bewohnbar war. Es bestand meist aus zwei Räumen: einem Wohn- und einem Arbeitsbereich. Jedes Haus hatte eine Feuerstelle oder einen Backofen und wurde von jeweils einer Familie bewohnt.

Nützliche Informationen zu den Pfahlbauten von Unteruhldingen

  • Anreise: Mit dem Pkw erreichen Sie Unteruhldingen via Überlingen – Lindau. Nehmen Sie die Ausfahrt Uhldingen-Mühlhofen und folgen Sie der Ausschilderung zu den Pfahlbauten.
  • Ab Bahnhof Überlingen können Sie den Bus bis Haltestelle Meersburger Strasse nutzen.
  • Von Konstanz aus gelangen Sie in der Hauptsaison mit der Bodenseefähre nach Unteruhldingen, in der Nebensaison nehmen Sie die Autofähre nach Meersburg.
  • In unmittelbarer Nähe des Museums befindet sich ein schöner Badestrand, der dank Kinderspielplatz besonders für Familien zu empfehlen ist.
  • Vergessen Sie Ihren Pass oder Ihre ID nicht. Sie können mit Euro und Schweizer Franken zahlen.
  • Über die aktuellen Öffnungszeiten und Eintrittspreise informieren Sie sich bitte auf der Webseite des Pfahlbaumuseums Unteruhldingen.

Text: Sabine Itting