Der Fritschibrunnen – einmal im Jahr im Mittelpunkt des Geschehens

Unübersehbar – rundum mit Fasnachtsmasken geschmückt und zuoberst mit einem geharnischten Bannerträger – thront er seit 1918 auf dem Kapellplatz am Eingang zur Luzerner Altstadt, der Fritschibrunnen mit seiner prachtvollen Säule. Beleibt bei Einheimischen wie Touristen, steht er einmal im Jahr im Mittelpunkt des Geschehens. Am «Schmotzige Donnschtig» nämlich, wenn ihn frühmorgens kurz nach 5 Uhr der legendäre «Bruder Fritschi» mit seinem Gefolge besteigt.

Die Entstehung des Brunnens ist einem Vorschlag des damaligen Safran-Zunftmitglieds Felix Schumacher-Lassalle (1851-1928) zu verdanken. In einer durchaus «ernst gemeinten Humoreske» regte er 1897 im Luzerner Tagblatt an, den Kapellplatz neu zu gestalten. Auch solle man in Erinnerung an «Bruder Fritschi» ein Monument anstelle des dortigen «unschönen, dem Zerfall entgegengehenden Brunnens» errichten.

Ein Entwurf des Luzerner Bildhauers Louis Weingartner (1862-1934) gewann den ausgeschriebenen Wettbewerb. Das in Bronze gegossene Modell des Brunnens befindet sich heute im Zunftarchiv im Luzerner Nölliturm. 1902 war die anfängliche Begeisterung der Safran-Zünftler für den Brunnen jedoch etwas abgeklungen. Auch der Stadtrat zeigte für den Entwurf von Louis Weingartner wenig Begeisterung. Erst im Jahr 1917 nahm August am Rhyn (1880-1953), Architekt und Zeugherr der Safran-Zunft, den Gedanken des Brunnen-Baus wieder auf. Schliesslich wurde derselbe nach seinen Plänen vom Bildhauer Artur Bertola realisiert.

Der Fritschibrunnen ist nach Art der Berner Brunnen des 16. Jahrhunderts im Stil der Neurenaissance gefasst. Über dem sechsseitigen Brunnentrog, geschaffen aus Tessiner Granit, erhebt sich eine Säule, auf welcher die Masken der sagenumwobenen Familie «Fritschi» den Kapellplatz in alle vier Richtungen überblicken. Über der Säule thront die Brunnenfigur mit folgender Episode: So soll während der Fasnacht 2003 ein junger Mann an der Säule des Brunnens bis ganz nach oben geklettert sein und dem Bannerherrn das Schwert aus dem Gürtel gezogen haben. Dank dem beherzten Eingreifen einer zufällig vorbeilaufenden Passantin konnte dieses rund 70 Zentimeter lange Schwert später sichergestellt werden und steckt heute wieder im Gürtel des Bannerherrn.

Eine Vereinbarung von 1918 besagt, dass der Brunnen durch die Zunft zu Safran erstellt wird und danach ins Eigentum der Stadt übergeht. Die Stadt bezahlte zulasten der Wasserversorgung einen einmaligen Beitrag von 7000 Franken und erhielt dafür anstelle des alten, baufälligen einen neuen, einwandfrei funktionierenden Brunnen. Die Zunft zu Safran übernahm die restlichen Baukosten von rund 14’000 Franken und erhielt damit das von ihr gewünschte fasnächtliche Monument.

Das Brunnen-Modell von 1902 sowie weitere Objekte, darunter die Original-Vorlagen der Brunnen-Masken erinnern an die Entstehung des Fritschibrunnens. Zu sehen sind diese Objekte im Archiv der Zunft zu Safran im Nölliturm. Zudem erwartet die Besucher im Untergeschoss des Nölliturms ein fast mannshoher geharnischter Bannerträger aus Stein. Derselbe stammt aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts und diente als Vorbild für die spätere Brunnenfigur. Laut Historiker zierte diese Figur einst den früheren Krienbrüggli-Brunnen in der Pfistergasse. Dies wiederum ist ein Beispiel dafür, dass Luzerner Brunnen respektive einzelne Elemente ihren Standort in der Stadt oft wechselten.

Der Zunftschatz der Zunft zu Safran im Nölliturm kann auf Anfrage besichtigt werden. Das Ziel der Zunft ist es, diesen historischen Schatz künftig noch besser zu präsentieren und ihn einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Bilder: www.lfk.ch