Früher war es durchaus üblich, Kinder in Stoffwindeln zu wickeln

Die Windeln wurden über Mülleimer oder Toilette entleert und anschliessend gewaschen und gebügelt, um danach wieder hygienisch rein am Kind verwendet zu werden. Für den ausreichenden Nässeschutz sorgten ganz selbstverständlich Hosen aus eng gestrickter oder gewalkter Wolle, die in Wollfett getränkt bis zu einem gewissen Grad wasserdicht sind. Später, in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, waren Überhosen aus Gummi in Mode. Das alles gibt es heute immer noch, und aufgrund des steigenden Umweltbewusstseins junger Väter und Mütter sind Stoffwindeln für viele Eltern wieder eine echte Alternative.

Das können Stoffwindeln

Stoffwindeln können bei moderaten Anschaffungskosten über viele Jahre immer wieder verwendet werden. Ein Kind benötigt seine Windeln etwa drei Jahre lang, danach sind die meisten stoffgewickelten Kinder zumindest tagsüber trocken. Wer mit dem einfachsten System wickelt, kann die drei Jahre (und nachts darüber hinaus) mit etwa fünfundzwanzig Tüchern überstehen. Lediglich die wasserabweisenden Überhosen müssen immer wieder in der passenden Grösse nachgekauft werden. Allerdings gibt es heutzutage auch Stoffwindeln, bei denen die Saugeinlage und die wasserdichte Überhose bereits fertig kombiniert sind. Diese Windeln müssen öfters ersetzt werden, weil Babys nun einmal wachsen, und das sogar ziemlich schnell. Die neuen Wickelsysteme sind absolut praktisch und leicht zu handhaben, sind aber in der Anschaffung kostenintensiver. Trotzdem sind Stoffwindeln, auf die gesamte Wickelzeit gerechnet, um etwa 1.000 bis 2.000 Franken günstiger als die Wegwerfwindeln. Dazu kommt, dass in einigen Regionen der Schweiz ein Windelservice in Anspruch genommen werden kann.

Nachteile von Stoffwindeln

Stoffwindeln haben auf den ersten Blick viele Nachteile: Sie sind teuer in der Anschaffung, machen Arbeit, müssen gewaschen werden. Letzteres geht mit einer ganz ordentlichen Geruchsbelästigung einher, sofern kein Windelservice genutzt wird. Schaut man allerdings genauer hin, wird deutlich, dass sich vieles dieser offensichtlichen Nachteile schnell relativiert. Die Kosten sind nur am Anfang hoch, danach sind Stoffwindeln ein Selbstläufer. Arbeit machen sie, solange kein Windelservice genutzt wird. Und die Geruchsbelästigung ist in der Tat da. Allerdings sollte man bedenken, dass der Mülleimer mit den c auch nicht gerade nach Veilchen duftet. Stoffwindeln sind trotz der modernen Wickelsysteme mit Saugkern, Windel und Überhose noch nicht ganz so leistungsstark wie Wegwerfwindeln. Die durchschnittlichen drei bis vier Stunden, die eine Windel tagsüber am Kind bleibt, hält allerdings jede Stoffwindel auch durch. Trocken. Nachts kann es, wenn zwischendurch nicht gewickelt wird, unter Umständen etwas feucht werden. Allerdings bietet sich da die Möglichkeit, noch einen zusätzlichen Saugkern in die Windel zu legen. Mehr Arbeit, aber gleiche Saugleistung.

Am Ende unentschieden

Ob Stoffwindeln wirklich besser sind als Wegwerfwindeln, kann so pauschal nicht gesagt werden. Sie sind kostengünstiger. Aber sie sind nicht besser und nicht schlechter für die Haut von Babys (vorausgesetzt, es bestehen keine Allergien), und ob sie bei dem hohen Wasserverbrauch beim Waschen so viel besser für die Umwelt sind als Wegwerfwindeln, ist auch nicht ganz klar. Wer mit den gleichen Stoffwindeln mehrere Kinder wickelt, leistet aber mit Sicherheit einen wertvollen Beitrag zu Müllvermeidung und Umweltschutz. Und wer die Arbeit scheut, aber trotzdem einen Beitrag zum Umweltschutz leisten will, darf über Biowindeln und Windeln aus Recyclingpapier nachdenken.