Die Marktindex-Autorin Sabine Simmen hat drei kleine Jungs im Alter von 6 Monaten bis 4 Jahren und schreibt hier regelmässig über ihren turbulenten Alltag.

Liebe Mütter, am Sonntag, 8. Mai ist wieder unser Tag. Muttertag. Merkt ihr an diesem Tag, an dem wir seit über 100 Jahren geehrt und gefeiert werden, einen Unterschied zu den sonstigen Sonntagen? Also ich schon. Und zwar einen gewaltigen! Es ist nämlich alles viel anstrengender als sonst! Es fängt schon am Morgen früh an: Mein Mann will mich ausschlafen lassen und achtet penibel darauf, dass ja kein Kind in unser Schlafzimmer kommt. Oder vor unserem Schlafzimmer spielt. Oder auch nur in die Richtung unseres Schlafzimmers blickt.

Das gibt spätestens nach 10 Minuten ein riesen Geschrei und ich bin wach. Eine gute Stunde früher, als wenn meine Familie mich nicht hätte extra ausschlafen lassen wollen. Aber ich lächle tapfer – sie haben es ja schliesslich nur gut gemeint!

Weiter geht es mit dem Zmorge. Mein Mann möchte mich mit einem schön gedeckten Tisch mit Champagner und allerlei Köstlichkeiten überraschen. Und meine Jungs wollen das auch. So weit so gut, aber hier beginnt auch schon das Problem: Damit alles richtig SCHÖN wird, wollen meine Jungs tatkräftig mithelfen. Aber damit alles RICHTIG schön wird, möchte es mein Mann lieber selbst machen. Das gibt spätestens nach 10 Minuten ein riesen Geschrei. Aber ich lächle tapfer  – sie haben es ja schliesslich nur gut gemeint!

Zum Mittag spitzt sich die Katastrophe langsam zu: Mein Mann hat mein Lieblingszmittag gekocht. Ein Salat mit Crevetten. Hmmm! Meine Jungs bekommen Pasta. Unter der Bedingung, dass jeder zumindest eine Crevette probiert. Das ist ein Grundsatz, den wir bei all unseren Mahlzeiten befolgen: Wir kochen nie völlig unterschiedliche Menus und alles Neue muss von den Kleinen zumindest probiert werden. Nur hätte ich jetzt bei scharf angebratenen Crevetten mit viel Knoblauch und Chili eine Ausnahme gemacht. Mein Mann nicht. Das gibt spätestens nach 10 Minuten ein riesen Geschrei. Dann tröste ich einen heulenden Vierjährigen und mein Mann sucht die ausgewürgten Crevetten-Stückli unter dem Tisch zusammen. Aber ich lächle tapfer  – sie haben es ja schliesslich nur gut gemeint!

So geht es den ganzen Tag weiter: Mein Mann meints gut, meine Söhne noch besser und Plus und Plus gibt bei uns leider immer negativ. Egal, ich lächle tapfer weiter – sieh meinen es ja nur gut!

Irgendeinmal ist dann der Tag zu Ende. Meine Söhne und mein Mann sind vor lauter Gut-Meinen todmüde. Die Kleinen gehen früh ins Bett und mein Mann verlagert sich vor den Fernseher. Dann beginnt meine liebster Teil des Muttertags: Ich setze mich an den Küchentisch und hole mir die angefangene Flasche Champagner und den Rest der Crevetten aus dem Kühlschrank. Und dann esse und trinke ich mit Genuss und in aller Ruhe und Stille. Und feiere mich und mein Dasein – denn es ist ja schliesslich Muttertag!

Text: Sabine Simmen