Saemi Honegger, 40 Jahre Gastronomie und Events

Der Luzerner hat schon so vieles erlebt, wie die Blütezeit des früheren noch rotlichtlosen Krienbrüggli’s, als dieses ‘Brüggli’ damals noch der eine von nur drei Bar-Hot Spot in der Stadt Luzern war, über 15 eidgenössische Feste im Schwingen, Musizieren, Turnen und Jodeln bis zum ‘Höhlen-Hotelier’ auf dem Gotthard. Die Zeiten des Wirtes von einst, der sechseinhalb Tage im gleichen Betrieb arbeitete und im schlimmsten Fall selbst noch der beste Gast war, sind endgültig Geschichte. Lesen Sie über Gastronomie und Events im folgenden Interview.

Saemi Honegger, wie bist du zu deiner Berufung als Gastronom gekommen?

Während meinem Jus-Studium in Zürich konnte ich in bekannten Luzerner Gastro-Betrieben viel Verantwortung übernehmen. Da ich mich in dieser Sparte schnell sehr wohl fühlte und sich die Gelegenheit ergab, diese Betriebe vollverantwortlich zu übernehmen, tat ich dies und erfüllte mir so meinen Wunsch, von Anfang an mein eigener Herr und Meister zu sein. Seit fast 40 Jahren bin ich nun dabei, mit vielen Hochs und wenigen Tiefs, so wie es im ganzen Leben geht.

Was trieb dich dazu von deinem juristischen Weg abzukommen und in Luzern in der Restaurant- und Beizenszene mitzumischen?

Ich hatte schon in der Primarschule den Wunsch, im zukünftigen Berufsleben Menschen kulinarisch glücklich zu machen, Mitarbeiter (w/m/d) zu führen, Verantwortung zu übernehmen und, ganz wichtig, auch weiterzugeben. Freude am Beruf zu haben und die nicht zu verlieren, auch wenn der Gegenwind etwas stärker weht. Die Gastroszene hat sich in den letzten 40 Jahren enorm verändert und sie wird sich in den kommenden Jahren noch viel mehr und dauernd verändern. Mit diesen Veränderungen umzugehen und sich immer wieder neu zu orientieren, machen den Reiz der Berufungsgattung aus.

Es würde hier zu weit führen alle deine früheren und aktuellen Gaststätten, die du betreibst, betreust oder abgegeben hast, aufzuzählen. Bleiben wir mal beim «Eichhof» und dem «Schweizerheim», die vielen LuzernerInnen bestens kennen.

Der Eichhof und das Schweizerheim sind zwei Betriebe, die perfekt zu meinen Vorstellungen von einheimischen, traditionellen Restaurants passen. Wenn man verschiedene Betriebe führt, bin ich der Meinung, dass man nicht vom Thailänder bis zum Italiener alle Bedürfnisse abdecken sollte. Die beiden genannten Restaurants sind sehr schöne Betriebe, mit einer grossen Tradition, die perfekt in die heutige schnelllebige Zeit passen. Die Stammgäste und auch die neue Kundschaft erwarten den gleichen Spirit der altbewährten Lokalitäten, allein schon die grossen Garten-Terassen mit 100, bzw. 200 Plätzen, laden wie früher zum gemütlichen Zusammensein ein. Wir sind guten Mutes, dass Alt und Jung, besonders nach den vergangenen turbulenten Zeiten, im «Eichhof» wieder ein Zuhause finden. Wenn es heute auch nicht mehr so wichtig scheint, sind wir doch stolz, dass wir unseren Gästen genügend Parkplätze in nächster Nähe anbieten können. Es ist sicher nicht uninteressant für einen Betrieb für alle ein Angebot bereitzustellen, sei es Fussgänger, Velofahrer oder Automobilisten. Ich selbst sehe mich mehr als Gastro-Unternehmer und weniger als klassischer Wirt. Darum gibt es in meinem Portefeuille ab und zu einen Zugang oder Abgang.

Du begnügst dich bei deiner Auswahl deiner Betriebe nicht nur mit gutbürgerlichen Restaurants. Mit der Pacht des Hotels «La Claustra» auf dem Gotthard, hast du dich vor Jahren auch auf ein Abenteuer auf 2500 Metern über Meer eingelassen.

Das war eine großartige Idee des Künstlers und Soziologen Jean Odermatt. Das Projekt des damaligen Besitzers stand aber leider auf finanziell wackeligen Beinen. Wir haben das Felsenhotel drei Jahre sehr erfolgreich geführt und hätten dies auch gerne noch lange weitergemacht. Das Hauptproblem dieses aussergewöhnlichen Hotels, das die Heimstätte von Soldaten des Aktivdienstes in den Kriegsjahren des zweiten Weltkrieges war, bestand in den kurzen Sommer-Öffnungszeiten. Vom Wintereinbruch bis zur Passöffnung im Frühling musste das Hotel geschlossen werden. Weder zu Fuss oder mit Fahrzeugen, selbst mit Schneetöffs und Hubschraubern war es bewilligungstechnisch unmöglich, Gäste zu diesem einzigartigen Seminarhotel zu bringen. Damit fehlten einige Monate des nachfragestarken Seminar- und Gruppentourismus.

Neben deinem grossen Engagement für deine Restaurants bist du in Luzern auch als Organisator der grössten Schlager Nacht der Zentralschweiz bekannt, die jedes Jahr im März 4000 – 5000 Fans in die Messe Halle 1 in Luzern lockt. Hobby oder Geschäftssinn?

Die mittlerweile alljährliche «Schlager Nacht Luzern» hat sich vor 20 Jahren aus Lust und der spontanen Idee, etwas im Bereich Schlager in Luzern zu organisieren, zum Grossanlass gemausert. Heute gibt es rund 150 verschiedene Schlagerevents aller Grössen in der Schweiz. Im Jahre 2020 darf ich mit der «Schlager Nacht Luzern» das 20igste Jubiläum feiern, was mich sehr freut. Auch schwingt etwas Stolz mit, wenn man weiss, dass auf der Bühne in Luzern alle Grossen des Schlagers wie Helene Fischer, Andreas Gabalier, Andrea Berg, Semino Rossi, Hansi Hinterseer, Andy Borg, DJ Ötzi und viele mehr ein Stelldichein gaben. Das zeigt mir doch, dass mich meine Gastro-Nase auch in diesem Bereich nicht im Stich gelassen hat.

Ist so ein Event eigentlich noch tragbar, wenn man den Zahlen von Traumgagen der Schlagergrössen Glauben schenkt?

Mit der Grösse der Halle ist es sehr schwer geworden. Um ohne Schwierigkeiten die Grössten auftreten zu lassen, wäre es selbst in der Swissporarena mit 15000 Besuchern schwierig, vor dem Event in Ruhe schlafen zu können. Leider sind die Gagen der grossen Acts in allen Sparten, sei es Schlager, Rock, Pop oder Classic so in die Höhe gestiegen, dass Acts mit Eintritten von 500 und mehr Franken kosten würden, und das ist dann eben auch nicht mehr tragbar.

Sind die Schlagerstars eigentlich pflegeleicht?

Von den allermeisten kann ich das ohne rot zu werden behaupten. Sie sind Spezies, die auch wenn sie sehr erfolgreich sind, den Boden unter den Füssen noch spüren. Von absurden Sonderwünschen oder demolierten Hotelzimmern kann ich nicht berichten. Wenn es Probleme gibt, dann meistens mit einem renitenten Management oder leider auch mal mit einer Schweizerin im Zeichen eines Fisches. Aber über dem muss man stehen und das ist kein Problem.

Stimmt es, dass du neuestens zu den Autoren eines neuen Zentralschweizer Gastroführers gehörst?

Ja, das stimmt. Da es in der Zentralschweiz im Bereich ‘Gastroführer’ noch nichts gästefreundliches gibt, werden wir im Spätsommer 2019 einen Solchen auf den Markt zu bringen. Es wird kein Gourmetführer sein, da Sterne von den etablierten «Bibeln» schon zu genüge verteilt worden sind. Unser Gastroführer soll Online mit einer App auf den Markt kommen. Das gewährleistet, dass er immer, wenn er gebraucht wird, kontaktiert werden kann und auch à jour ist. Ein Beispiel aus den vielen Anwendungen, Eingabe wie: «Sonntag Stadt Luzern», der potentielle Gast und Benutzer sieht sofort die dann geöffneten Restaurants, was sie anbieten sowie ihre Kontaktdaten. Der handliche Print-Gastroführer ist dabei ebenso nützlich, ‘Deals’ und ‘Partner’ runden das Komplettangebot ab.

Text und Bilder Heinz Steimann