Peter Gmür, der Zügelbaron, der Innerschweiz

Welche etwas älter gewordene Luzernerin oder Luzerner kennt sie nicht. Die grossen grün-gelben Möbelwagen mit dem markanten Namenszug. Den hölzernen Lagerpalast an der Brünigstrasse oder das grosse Lagerhaus in der Neustadt der Luzerner Zügeldynastie «Gmür + Co AG». 2017 konnte der Betrieb am neuen Standort in Emmen, Feldmattstrasse 44 das 125-jährige Firmenjubiläum feiern. Seit 1892 sammelt Gmür + Co AG täglich Erfahrungen rund um Umzug, Transport und die Lagerung von Waren. Vier Generationen Umzugs-Know how fliessen heute in eine der modernsten Lager-Infrastrukturen in Luzern, Sursee und Baar-Zug. Neu haben Mieter der Self Storage-Boxen einen unlimitierten Zugang. Sie können mit dem Fahrzeug direkt vor Ihre gemietete Einheit fahren, ihre Sachen ein- oder ausladen, die Box mit ihrem Schloss wieder abschliessen, fertig!

Wie begann der Werdegang der Gmür Transporte?

1892 hat mein Urgrossvater Arnold Gmür unser Unternehmen mit Ross und Wagen an der Brünigstrasse gegründet. Er etabliert sich als Fuhrunternehmer in Luzern und wurde mit seiner Firma schon bald von den SBB zu ihrem offiziellen Camionneur ernannt. Auch mit der damaligen Sauerstoff- und Wasserstoff-Werke Luzern, heute Pan-Gas, entwickelte sich eine rege Zusammenarbeit. Trotz diesen grossen Kunden, die mittlerweile ihre eigenen Wege gehen, lag unser Hauptgebiet in den Sparten Zügeln und nationalen und internationalen Möbeltransporte. Diese Bereiche wurden schon vor dem 1. Weltkrieg stark ausgebaut und Gmür + Co AG gilt bis in die heutige Zeit als verlässlicher Partner für effiziente nationale und internationale Umzüge.

Wann traten die markanten Lastwagen der Gmür Transporte ihren Dienst an?

Die ersten wurden schon 1930 angeschafft und mauserten sich sukzessive schon 1940 zu einem stattlichen Fuhrpark. In den Jahren nach dem 2.Weltkrieg als die internationalen Transporte ins Rollen kamen, gesellten sich Lastwagen in verschiedenen Grössen dazu, die ihre Reisen in den Maghreb (Marokko) oder in die Türkei unter die Räder nahmen. In den 1960iger und 1970iger-Jahren waren dann die Gmür Transportwagen auch in Nordafrika und im Iran unterwegs, wo dass Geld buchstäblich noch auf der Strasse lag. Diese Zeiten sind leider schon lange vorbei. Heute ist die Gmür + Co AG ein Mitglied der grössten internationalen Umzugs-Organisationen «eurovan» und «iam» verfügt über ein dichtes Netzwerk von Partnern in aller Welt. Aufgrund dessen können Leistungen angeboten werden, die für unsere Kunden am Zielort von grosser Bedeutung sind.

Wie sieht dein Fahrpark heute aus?

Heute umfasst unser Fahrzeugpark 10 verschiedene umweltfreundliche LKWs die eine gute Oekobilanz ausweisen, inklusive Anhänger und Transportlifte. Wichtig sind aber unsere Leute, denn fahren ist ja nur der kleinste Teil ihrer Arbeit. Während die Wagen 80 Prozent ihrer Zeit gelassen auf den Rädern liegen, sind die Angestellten mit Laden und Ausladen beschäftigt. Wir haben zurzeit 20 Angestellte und eine Lehrtochter. Sie ist ein wichtiger Posten in unserer Firma, denn ich glaube man kann nicht nur über fehlendes Personal jammern, sondern jeder Betrieb sollte auch nach seinen Möglichkeiten auch Lehrstellen schaffen.

Wie sah das bei dir aus, hast du von Anfang an Klaviere in den dritten Stock geschleppt?

Dieser Kelch ist an mir vorüber gegangen. Ich habe meine ersten Schritte im Berufsleben nicht in Luzern, sondern in verschiedenen Speditionsfirmen in der Schweiz und Deutschland absolviert. Wieder in Luzern durfte ich im Büro Einsitz nehmen, bin aber immer bereit, wenn Not am Mann ist nicht gerade ein Klaviere aber Umzugskisten zu schleppen.

2014 hast du deine Firma vom traditionellen Firmensitz deines Urgrossvaters in Luzern nach Emmen gezügelt? Keine wehmütigen Gedanken an die alte markante Lagerhalle?

Das alte Lagerhaus hätte vom baulichen Zustand her noch lange dort stehen können. Es war noch gut im Schuss. Es war nicht feucht, im Sommer kühl und im Winter wurde es nicht allzu kalt. Eigentlich ideale Bedingungen für ein Lagerhaus. Aber zu Urgrossvaters Zeit stand es am Standrand von Luzern und heute fast mittendrin. Der heutige Verkehr hat für solche Zweckgebäude keinen Platz mehr. Unser neuer Standort in Emmen steht den Lagermöglichkeiten der alten Halle in nichts nach, zusätzlich besitz es aber eine effiziente, geografische Vernetzung zu unserem grosszügigen Lagerstandort in Sursee sowie unserem Verkaufsbüro im zugerischen Baar.

Was bietet Gmür + Co AG am neuen Standort?

Wie seit jeher, Zügeln in der Schweiz, Europa und in die ganze Welt. Wir Montieren oder Demontieren Möbel, Küchen, Kleiderschränken, Wohnwänden, Kommoden oder Esstische und sind in der Lage, Beleuchtungen zu demontieren und auch wieder anzubringen. Wir transportieren Klaviere und packen ganze Wohnungen, Bücher, Wäsche, Souvenirs, einfach alles fachgerecht und mit dem geeignetem Verpackungsmaterial ein. In unserem Möbellagerhaus, das grösste in der Zentralschweiz, lagern wir ihre Möbel unter besten Bedingungen. Wir sorgen auf der ganzen Fläche für ein ausgeglichenes Klima, um auch heikle Lagergüter, wie beispielsweise Fotoabzüge, Filmmaterial oder Dokumente, nicht zu gefährden. In unseren Self Storage-Boxen können sie ihre Möbel oder Waren auf unserem sicher umzäunten und bewachten Aussenbereich selbständig Ein- oder Auslagern. 24 Stunden täglich, sieben Tage die Woche. Unser Self Storage-Bereich ist auch für die gewerbliche Nutzung eine kostengünstige Lösung. Sie können als Zwischenlager von Handelsartikeln von grossem Nutzen sein. So benötigen Sie keine eigenen teuren Lagerflächen und sind doch deutlich flexibler.

Du hast gesagt, dass du nur wenn Not am Mann ist noch den Zügelmann spielst. Was machst du in deiner verbleibenden Freizeit?

Ich lese gern und vertiefe ich mich in den Stoff von Geschichtsbüchern. Ich reise und wandere viel. Da liegt auch mal, wie in diesem Jahr, eine Wanderung von Luzern bis ins Engadin drin. Seit 2016 verbringe ich auch Zeit im grossen Stadtrat und versuche dort, zusammen mit meinen Kollegen von der CVP, das Beste für unsere Stadt zu erwirken.

Dann weisst du sicher eine Lösung wie sich die Luzerner Verkehrsprobleme in Luft auflösen könnten?

Da würden einige Stunden im Geschäft mehr fehlen. Den Verkehr sehe ich eigentlich nicht als das grösste Problem. Ich glaube, um Lösungen zu finden müssen wir uns öfters selbst an die Nase fassen, da nehme ich mich nicht aus. Das Auto öfter mit der ÖV tauschen und bei fünf Minuten Wartezeit nicht gleich von Stau sprechen wäre ein geeigneter Ansatz. Lösen lässt sich dadurch das Problem sicher nicht, man muss es aber versuchen zu «händeln». Ich bin ein Freund von Fusionen, denn solange alle unsere Nachbargemeinden auf dem kleinen Raum, den wir noch zur Verfügung haben, mit seinem eigenen Wohn- und Industrie-, Park- und Verkehrsregime «herumwursteln», ist, meiner Meinung nach, Hopfen und Malz verloren.

Auch an den neuen Standort gezügelt ist das bekannte grün-gelbe Gmür-Logo. Hat das mit einer politischen Richtung zu tun?

Nein, nein gar nicht, obwohl das man in der heutigen Zeit fast vermuten könnte. Ich war immer der Meinung das zwei Farben das einzig richtige ist. Warum grün-gelb entzieht sich meiner Kenntnis, vielleicht gehören diese Farben irgendwie zum Transportgeschäft, gibt es doch einige Transporteure im In- und Ausland mit derselben Aufmachung.

Ist dir nie in den Sinn gekommen deinen Geschäftsfarben zu folgen und statt in die rot-gelbe Zunft zu Safran in die grün-gelbe Weyzuft einzutreten?

Das war mir auch dazumal nie in den Sinn gekommen. Da mein Vater in der Zunft zu Safran 1982 zum Zunftmeister gewählt wurde, war es für mich logisch, dass ich, ohne Wenn und Aber, «Safränler» wurde.

Interview: Heinz Steimann